Die Vielfalt der Heilkräuter und Heilpflanzen

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Unter Heilkräuter und Heilpflanzen werden all jene Pflanzen zusammengefasst, die mit ihren Wirkstoffen Beschwerden und Krankheiten lindern können. Vom Kopfweh bis zum Hühnerauge – gegen fast alle Beschwerden ist ein Kraut gewachsen. Dafür dienen verschiedene Bestandteile wie Blüten, Blätter, Sprossenteile, Früchte und Beeren oder Wurzeln als pflanzliche Arzneimittel. Ein Grossteil der Heilpflanzen lässt sich leicht im Garten ziehen.

    Wirkstoffe von Heilkräutern und Heilpflanzen

    Die Zusammensetzung von Inhaltstoffen wie etwa ätherische Ölen, Gerb- und Bitterstoffen und Mineralien macht die Wirksamkeit von Kräutern und Pflanzenteilen aus. Die Wirkstoffkompositionen der verschiedenen Heilpflanzen sind sehr unterschiedlich und ebenso vielfältig wie es Heilkräuter gibt. Ein paar Beispiele sind:

    Ätherische Öle
    Sie wirken bakterienhemmend, durchblutungsfördernd, funktionsunterstützend auf Leber, Galle, Verdauung, Nieren und Nervensystem. Beispiel: Gewürze, Pfefferminze, Fenchel und viele andere.

    Bitterstoffe
    Die Bitterstoffe schmecken bitter, steigern die Speichel- und Magensaftproduktion und Leber-Gallenfunktion. Sie wirken verdauungsfördernd und appetitanregend, zudem beeinflussen sie die Erneuerung der roten und weissen Blutkörperchen positiv. Beispiel: Wermut und Löwenzahn.

    Gerbstoffe
    Sie wirken zusammenziehend, gewebeabdichtend, blutstillend, bakterienhemmend, durchfallwidrig, kreislaufstärkend. Für den Dauergebrauch sind sie nicht geeignet. Eine Überdosierung kann zu Magen-Darm-Reizungen führen. Beispiel: Eichenrinde oder Walnussblätter und andere.

    Vitamine
    Zum Beispiel sind die Brennessel, Hagebutten, Brunnen- und Kapuzinerkresse, Sanddorn-, Heidel- und Holunderbeeren vitaminreich. Sie enthalten Vitamin C und teils auch die Vitamine E, A, der B-Gruppe, Karotin und andere.

    Mineralsalze
    Dazu gehören Kalium, Eisen, Jod und andere. Sie sind in unterschiedlicher Kombination meist reichlich enthalten. Zum Beispiel sind die Brennessel (Eisen), der Löwenzahn, die Hagebuttenkerne, das Zinnkraut (Kieselsäure) und andere mineralstoffreiche Heilpflanzen.

    Die meisten Heilpflanzen lassen sich gefahrenlos einnehmen und nutzen. Dennoch sollte man, um mögliche Überdosierung zu vermeiden, stehts mit Vorsicht handeln und sich vorgängig informieren. Zum Beispiel selbständig aus Büchern oder durch Kräuterkurse kann man sich weiterbilden und sich die eigene Apotheke herstellen.

    Verarbeitung der Heilkräutern und Heilpflanzen

    Bei Heilkräutern und Heilpflanzen gibt es eine grosse Vielfalt von Arzneiformen. Sei es einen Aufguss, Herstellen von Tinkturen oder Salben. Ein Aufguss (Tee) ist das einfachste und gängigste, um die Blüten oder Blätter frisch oder getrocknet zu nutzten. Die Pflanzenteile werden mit kochendem Wasser übergossen. Den Tee etwa zehn Minuten ziehen lassen, damit sich die ätherischen Öle nicht verflüchtigen und möglichst heiss geniessen. So hilft bei Problemen mit den Harnwegen Brennnesseln, bei Husten Ysop und Pfefferminze beruhigt und wirkt zudem krampflösend.

    Eine bewährte Methode und die wohl bekannteste Möglichkeit ist das trocknen der Pflanzen und Blüten. Dazu binden Sie die abgeschnittenen Kräuter zu bündeln zusammen und hängen sie an einem trockenen, luftigen, schattigen Platz kopfüber zum Trocknen auf. Rasch trockene Pflanzen werden dann in Gläser verschlossen und dunkel gestellt. Nach einem Jahr verlieren getrocknete Heilkräuter sehr viel an Heilkraft und sind als Heiltee nicht mehr sehr wirksam. Damit Sie die Kräuter nicht fortwerfen müssen können Sie sich davon ein warmes Kräuterbad machen. Füllen Sie die Kräuter in ein Baumwoll- oder Leinensäckchen, legen Sie es in die Badewanne und lassen Sie dann zuerst das heisse Wasser einlaufen.

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    Einjährige Heilkräutern und Heilpflanzen

    Die einjährigen Heilpflanzen kann man alljährlich ab April neu aussäen und im Garten auspflanzen. Man sollte darauf achten, dass sie besser gedeihen, wenn sie im Folgejahr einen neuen Standort erhalten. Ein umfassendes und spannendes Lexikon mit Heilpflanzen von A – Z und ihrer Wirkung finden Sie im A.Vogel Pflanzenlexikon.

     

    Kamille / Matricaria recutita

    Wer musste nicht Kamillentee trinken, wen er als Kind krank im Bett lag? Kamille ist nicht ohne Grund ein echter Klassiker unter den Heilpflanzen. Sie wirkt entzündungshemmend und antibakteriell und entkrampft die Muskeln im Magen-Darm-Trakt und hilft so gegen Bauchschmerzen. Somit ist sie die ideale Pflanze bei jeder Art von Bauchschmerzen und vertreibt sie Völlegefühl und Blähungen. Als Tee hilft sie der Verdauung wieder in Schwung zu kommen und sieht mit ihren gelb-weißen Blüten auch noch in jedem Garten gut aus. Allergiker gegen Korbblüten sollten bei der Verwendung von Kamille jedoch vorsichtig sein, in seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

     

    Ringelblumen / Calendula officinalis

    Als dekoratives Element werden die gelb bis orange-roten Ringelblumen in vielen Gärten angebaut. Dieser Blütentraum kann noch viel mehr. Verarbeitet man die Blüten in Salben oder Cremes, hilft sie der Haut bei der Heilung. So finden man die Ringelblume in vielen Wundheilungssalben. Die Wunden schliessen sich eher und es treten weniger Entzündungen auf. Von der Heilkraft der Pflanze profitieren auch Entzündungen im Mund oder Rachen. Bei empfindlicher Haut ist die Pflanze mit Vorsicht zu verwenden, den sie kann zu leichten Reizungen führen. Ganz auf die Verwendung von Ringelblumen sollten dagegen Menschen mit Korbblütler-Allergie verzichten, denn hier kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

     

    Basilikum / Ocimum basilicum 

    Nicht nur als leckerer Zusatz zu Tomate und Mozzarella ist Basilikum ein Hit. Auch als Heilpflanze macht das kleine Küchenkraut eine gute Figur. So kann die Pflanze Schwellungen lindern und wirkt entzündungshemmend. Ausserdem hilft Basilikum mit seinen ätherischen Ölen gegen viele Magen- und Darmbeschwerden. Sie haben zum falschen Essen gegriffen? Egal, ob Magenschmerzen oder Übelkeit: Basilikum hilft.

     

    Borretsch / Borago officinalis

    Vom Borretsch werden vor allem die Blätter oder Blüten z.B. als Tee oder als Salatgewürz verwendet.  Durch seine beruhigend, entgiftend und entzündungshemmend Wirkung wird er vor allem bei Herzbeschwerden, Bluthochdruck und Schlafbeschwerden eingesetzt. Er kann aber auch für äusserliche Anwendungen als Tee oder verdünnte Tinktur in Umschlägen oder Bädern verwendet werden. So hilft das Kraut bei schlecht heilenden Wunden, Hautausschlägen und Ekzemen. Ebenfalls hat die Pflanze eine fibersenkende Wirkung und soll bei Gicht, Rheuma und Menstruationsbeschwerden helfen.

    Mehrjährige Heilkräutern und Heilpflanzen

    Viele Heilpflanzen und -kräuter sind mehrjährig und können Sie im eigenen Garten geniessen. Sie sollten aber darauf achten, dass Sie keine ein- und mehrjährige Heilkräuter nebeneinander pflanzen. Die mehrjährigen Heilpflanzen mögen es nicht, wenn sie jedes Jahr neue Nachbaren erhalten. Daher sollten diese Kategorien besser getrennt bleiben.

     

    Johanniskraut / Hypericum perforatum

    Seine leuchtend gelben Blüten öffnet das Johanniskraut um die Sommersonnenwende. Sie ist wie kaum eine andere Pflanze mit der Sonne verbunden, deren Kraft sie an Sommertagen aufnimmt und den Menschen an dunklen Tagen des Jahres abgibt. Das Öl der Heilpflanze wird zur Behandlung von Wunden, Verbrennungen und Verletzungen eingesetzt. Das Johanniskraut hilft ausserdem bei Gicht, Rheuma und Hexenschuss. Der Tee kann bei Angstzuständen, Schlafstörungen, Nervosität und Stimmungsschwankungen verwendet werden und wirkt beruhigend. Auf keinen Fall sollten Sie das Johanniskraut bei Verdacht auf schwere Depressionen, Kindern oder in der Schwangerschaft verwenden. Bei heller Haut und Sonnenbränden sollte ebenfalls auf die Anwendung verzichtet werden, da das Johanniskraut die Haut lichtempfindlicher macht.

     

    Thymian / Thymus vulgaris

    Zur Mittelmeerküche und jedem guten Kräutergarten gehört neben Rosmarin und Oregano auch Thymian dazu. Der aromatisch riechende Strauch schmeckt aber nicht nur gut: Auch bei einer Sommergrippe leistet das Küchengewürz gute Dienste. Festsitzender Schleim in der Lunge wird durch die ätherischen Öle des Thymians gelöst und bei hartnäckigem Husten bringt er eine Milderung. Er wirkt ebenfalls schmerzstillend und entspannt die Bronchialmuskeln. Jedoch sollten Sie Thymianöl niemals unverdünnt einnehmen, da es die Schleimhaut zu sehr reizt. Vor allem Kleinkinder und Asthmatiker sollten gar keine ätherischen Öle des Thymians einnehmen, da dies bei ihnen zur Atemnot führen können.

     

    Arnika / Arnica montana

    Mit der richtigen Pflege kann die leuchtend gelbe Blume der Arnikapflanze auch in heimischen Gärten gedeihen. Die Pflanze hilft gegen Schwellungen, Verstauchungen oder Prellungen und lindert Schmerzen. Sie wird als Salbe und Tinktur verwendet, sollte jedoch nie auf offene Wunden gelangen. Auch in der Homöopathie wird die Pflanze gerne gegen eine Vielzahl von Verletzungen eingesetzt. Die Pflanze wirkt in grösseren Mengen giftig und führt zu Erbrechen, Schwindel, Kopf- und Magenschmerzen sowie Herzklopfen. Schwangere und Allergiker von Korbblütlern sollten auch auf die äussere Anwendung verzichten, da es zu allergischen Reaktionen kommen kann.

     

    Salbei / Salvia officinalis

    Der Echte Sablei findet als Gewürzpflanze Anwendung in unserer Küche und Pflanzenapotheken. Die ätherischen Öle vom Salbei haben verschiedene Wirkungen wie krampflösend, schmerzstillend, entzündungshemmend und wundschliessend. So ist er auch ein gutes Mittel gegen Husten, Schwitzen, Appetitlosigkeit sowie Magen- und Darmerkrankungen. Die Anwendung im Tee wirkt vorbeugend bei Infektionsgefahren wie z.B. einer Grippenwelle. Als Gurgelmittel hilft er bei Entzündungen im Mund und Rachenraum und als Bonbons kann er bei Halsweh und Erkältungen verwendet werden. Salbei ist auch ein beliebtes Mittel zur Pflege der Haut und hilft als Dampfbad bei fettiger und unreiner Haut. Vorsicht: Eine hohe Dosis kann Halluzinationen verursachen.

    Heilpflanzen Spezialtipp: Arve

    Die Arve ist in unserem Nachbarland Österreich unter dem Namen Zirbe sehr bekannt. An dem unverkennbaren Duft und den rötlichen Astlöchern ist diese ganz besondere Pflanze erkennbar. Sie überzeugt aber nicht nur mit ihrem Aussehen, sondern auch mit ihrer ganz besonderen Wirkung auf den Menschen. Zum Beispiel kann ein Kissen mit Holzspänen der Arve oder ein paar Tropfen Arvennöl auf Ihrem Kissen den Schlaf verbessern, da der Duft vom Arvenholz die Herzfrequenz bis zu 3500 Schlägen senkt. Ebenso beschert sie uns ein besseres Wohlbefinden. Sie harmonisiert und stabilisiert den Kreislauf und sorgt dafür, dass wir uns erholt und ausgeruht fühlen und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Auch die Früchte (Zapfen) der Arve sind gefragt. Mit diesen wird Schnaps oder Likör hergestellt. Dieser schmeckt nicht nur lecker, sondern wird auch bei unterschiedlichen körperlichen Beschwerden eingesetzt und gilt schon seit vielen Jahren als echtes Naturheilmittel. So sollen seine ätherischen Öle bei Erkältungen sowie Gelenkschmerzen und Asthma eine heilende Wirkung haben.

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    Bleiben Sie gesund mit Heilpflanzen und tauchen Sie ein in die Welt der Heilkräuter, Tees und Salben. Wie stellt man eine Ringelblumensalbe her? Welche Heilpflanzen kann ich im Kräutergarten anbauen? In diesem Standardwerk...

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